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Der Demenz davon wandern

 

Wandern ist ein sehr typisches Phänomen bei Demenzkranken. Manche gehen einfach im Haus herum, andere wollen nach draussen.

 

Begriffserklärung
Mit Wandern ist zielloses Bewegen gemeint, allerdings ist eine Abgrenzung schwierig, da nicht jedes ziellos aussehende Umhergehen auch für den Betroffenen ziellos ist. Im amerikanischen Pflegediagnosesystem NANDA wird Wandern als ruheloses Umhergehen, als zielloses oder repetitives Sich-Fortbewegen und Umhergehen, das die betreffende Person einem Verletzungsrisiko aussetzt, bezeichnet.

 

Die Bewegung ist eines der Grundbedürfnisse. In gewissen Phasen der Demenz kann ein erhöhter Drang nach Bewegung auftreten. Von aussen betrachtet, scheint das Herumwandern ziellos oder ratlos. Aus Sicht des Betroffenen erfüllt es jedoch einen Zweck. Darum ist es sehr wichtig bei der Betreuung die Bedürfnisse und Probleme zu entdecken, welche zum Herumlaufen führen. Daraus können dann entsprechende Massnahmen abgeleitet werden. Dabei muss ein Konsens gefunden werden zwischen den Prinzipien „Schaden vermeiden“ und „Autonomie“. Das bedeutet, dass darauf geachtet werden muss, dass der/dem Betroffenen nichts zustösst und dies ohne zu grosses Einschränken. Ansonsten könnte es eine provokante Wirkung auf die/den Betroffene/n haben und zu Aggression oder Verwirrung führen.

 

Ursachen
Die Ursachen für das Herumwandern sind sehr verschieden. Jedoch liegt dem Herumwandern, aufgrund der bestehenden Demenz, immer ein ausgeprägter Bewegungsdrang oder starke Unruhe zugrunde. Folgende spezifische Ursachen führen häufig zum Herumwandern Demenzkranker:

  • Innere Anspannung
  • Nervosität (z.B. aufgrund pathologischer Veränderungen im Gehirn)
  • Langeweile
  • Unbequemlichkeit
  • Gefühl am falschen Ort zu sein
  • Angst
  • Schmerzen
  • Gedanken ans frühere Rollen (z.B. „Ich muss in die Käserei arbeiten gehen.“)
  • Suche nach einer Person oder einem Gegenstand
  • Etc.

 

Sinn und Zweck
Das Gehen hat für Demenzkranke eine sehr grosse Bedeutung. Oftmals ist es eine der wenigen Aktivitäten oder Tätigkeiten, die sie noch selbständig ausführen können. Weiter wird durch das Gehen ihr Selbstwert- und Körpergefühl gestärkt. Zudem wird ihnen durch das Gehen eine gewisse Entscheidungsfreiheit gegeben, denn so kann der/die Betroffene selbst entscheiden, wann sie wo hingehen möchte. In vielen anderen Tätigkeiten wird den Demenzkranken diese Entscheidungsfreiheit durch das Betreuungspersonal genommen. Für manche Demenzkranke stellt das Herumgehen auch eine Art Konfliktbewältigung dar. Oder auch Aggressionen, was bei Dementen oft ein Thema ist, können durch die Bewegung abgebaut werden. Schliesslich muss auch daran gedacht werden, dass sich Betroffenen oft nicht mehr verbal ausdrücken können über ihre Probleme und Bedürfnisse, wodurch das Herumwandern auch genutzt wird um sich auszudrücken, seine Bedürfnisse befriedigen zu wollen oder zumindest darauf aufmerksam zu machen.

 

Typisierung
Die „Herumwanderer“ können in verschiedene Ursachengruppen unterteilt werden. Folgende Einteilung wäre möglich:

 

Die Person will sich „einfach“ bewegen

  • Dies ist oft bei Menschen der Fall, die sich schon früher bewegt haben und dies auch während der Demenzerkrankung tun. Andere Menschen brauchen Bewegung, um Energie abzubauen
    Unterstützung durch:
  • Bewegung in der Umgebung ermöglichen z.B. durch einen gesicherten Garten
  • Gemeinsame Bewegung z.B. Spaziergänge, Besorgungen zu Fuss erledigen oder Gymnastik
  • Nützen von Spazierhilfen der Entlastungsdiensten oder eine Tagesbetreuung
  • Langeweile durch Beschäftigung vermeiden z.B. durch Aktivierung

 

Die Person sucht etwas, sie will etwas tun

Menschen mit Demenz wandern herum, wenn sie nach Gegenständen oder Personen suchen. Oft sind dies Dinge aus der Vergangenheit, die nicht mehr existieren. Andere üben eine frühere Rolle aus, wollen beispielsweise zur Arbeit gehen.

 

Unterstützung durch:

  • Verständnis zeigen und bestätigen. Nicht allzu sehr nachfragen, was sie sucht oder tun will, sondern das Vorhaben zusammen erledigen.
  • Personen von ihrem Vorhaben ablenken, indem zusammen etwas anderes gemacht wird.

 

Di e Person ist örtlich verwirrt

Menschen mit Demenz verlieren zunehmend die örtliche Orientierung und finden sich in unbekannten und später auch in bekannter Umgebung nicht mehr zurecht und fühlen sich deshalb nicht mehr wohl.

Unterstützung durch:

  • Die gewohnte Umgebung möglichst unverändert lassen.
  • Bei einem Aufenthalt in einer fremden Umgebung (z.B. Spital) bekannte Gegenstände mitgeben, da diese ein Gefühl von „Zuhause“ vermitteln.

 

Die Person ist zeitlich verwirrt

Das Gefühl für die Zeit kann bei Demenzkranken eingeschränkt sein oder ganz abhandenkommen. Sie vertauschen dann z.B. Tag und Nacht.

Unterstützung durch:

  • Einen demenzkranken Menschen wenn möglich nie alleine lassen. Ansonsten wird er anfangen, Personen zu vermissen und zu suchen.
  • Genügend Aktivität am Tag bieten, damit die Betroffenen nachts besser schlafen können.

 

Die Person ist beunruhigt
Lärm, fremde Menschen oder Reizüberflutung von Radio oder Fernsehen können zu Beunruhigung führen. Ebenfalls wahnhafte Vorstellungen oder Halluzinationen können zu Angst führen.

Unterstützung durch:

  • Reizeinflüsse reduzieren
  • Die beunruhigte Person aus der Stresssituation rausführen.
  • Bei der Vermutung von Wahnvorstellungen, Angstzuständen oder Halluzinationen sollte das weitere Vorgehen mit dem betreffenden Arzt abgesprochen werden.

 

Die Person fühlt sich unwohl oder hat Schmerzen
Menschen mit Demenz fehlt oft die Fähigkeit, körperliche Empfindungen zu deuten, anderen Menschen mitzuteilen und richtig zu reagieren.

Unterstützung durch:

  • Herausfinden was der Person fehlt, indem man z.B. Vorschläge macht „Möchten Sie auf die Toilette?“
  • Beobachten der Person und z.B. auf Schmerzsymptome wie Stöhnen achten.

 

Gründe suchen
Um Vorkehrungen und Vorsichtsmassnahmen zu finden, muss versucht werden die Gründe für das Herumwandern zu finden und zu verstehen. Denn so ist es möglich, das Risiko des Weglaufens zu minimieren und die aktuelle Situation zu verbessern. Eine gezielte Beobachtung hilft beim Herausfinden von Gründen. Dazu sollte über eine Zeitspanne protokolliert werden, wann oder zu welcher Tageszeit der Betroffene herumwandert. Von weiterem Interesse sind die Orte, an denen er sich aufhält oder von denen aus er beginnt herumzuwandern. Durch dass Protokollieren können wiederkehrende Muster erkannt und daraus Schlüsse für Gründe geschlossen werden.

 

Umgang mit Betroffenen
Im folgenden Abschnitt wird auf die vier wichtigsten Aspekte eingegangen, die im Umgang mit Demenzkranken die herumwandern beachtet werden sollen. Ein Aspekt ist, dass die Stürze verhindert werden. Hier ist es wichtig, dass die Umgebung sicher gestaltet wird, um ein möglichst gefahrenfreies Herumwandern zu ermöglichen.


Ebenfalls wichtig ist es, auf die Gesundheit zu achten. Es ist möglich, dass das Herumwandern durch körperliche oder psychische Beschwerden, sowie aufgrund von Medikamenten auftritt. Deshalb ist es oftmals sinnvoll einen Arzt bei zuziehen um die Ursachen herauszufinden. Weiter muss eine Behandlung mit beruhigenden Medikamenten gut überlegt werden, da sie oft wenig Einfluss auf das Herumwandern haben.


Wichtig sind auch Erschöpfung und Gewichtsabnahme zu verhindern. Dies kann versucht werden, in dem Entspannung in den Tagesablauf der Betroffenen eingebaut wird z.B. durch Wickel oder ein Bad. Es soll dafür gesorgt werden, dass die betroffene Person genug kalorienreiche Nahrung und Flüssigkeit zu sich nimmt. Findet sie auf ihren Wanderungen durch die Wohnung „zufällig“ Naschereien“, hat sie zusätzlich Freude.


Wichtig ist auch, dass das Weglaufen verhindert wird. Denn dies ist eine grosse Gefahr für die betroffene Person und eine enorme Belastung für die Angehörigen. Die Weglaufgefahr lässt sich nicht völlig ausmerzen, jedoch mit geeigneten Massnahmen reduzieren.

 

Do’s und Dont’s
Was Sie tun können:

  • „Laufen lassen“ ist oft die beste Lösung.
  • Vorsorge treffen z.B. durch Türschlösser, damit keine Fluchtgefahr besteht oder Bewegungsmelder.
  • Eine gleich bleibende, vertraute Umgebung schaffen.
  • Beobachten des Herumwanderns, um Regelmässigkeiten oder Anlässe herauszufinden.
  • Informieren von Nachbarn über die Wanderneigung des Demenzkranken.
  • Das gemeinsame Beginnen einer anderen Aktivität oder ein gemeinsamer Ortswechsel kann die Unruhe lindern.
  • Dem Betroffenen Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
  • Den Schlaf des Kranken tagsüber begrenzen und dafür sorge, dass der Betroffene ausreichend Bewegung und Beschäftigung hat.
  • Verhindern von falsch dosierten Beruhigungsmitteln, denn diese verstärken nächtliches Wandern.

 

Was Sie nicht tun sollten:

  • Nicht schimpfen oder körperliche Zwänge verursachen.
  • Nicht in Panik geraten, wenn der Demenzkranke entwischt ist. Denn es ist nicht möglich 24 Stunden auf die Person aufzupassen.
  • Nicht zu viele Veränderungen in den Wohnräumen des Demenzkranken vornehmen.

 

Was wenn die Person trotzdem weggelaufen ist?
Weil eine demenzkranke Person die Gefahren nicht einschätzen und in ungewohnten Situationen nicht reagieren kann, ist sie, wenn sie wegläuft unter Umständen in Lebensgefahr. Um den Wunsch wegzulaufen zu mindern können folgende Massnahmen ergriffen werden. Schirm, Mantel, etc. ausser Sichtweite aufbewahren und die Haustüre hinter einem Vorhang oder Plakat verstecken. Weiter können Hilfsmittel verwendet werden wie z.B. komplizierte Schlösser, Klangspiel an der Haustür, Sensormatte oder eine einfache Lichtschranke. Von Vorteil ist es, wenn die Nachbarn informiert sind und die betroffene Person mit Personalien (Name, Adresse, Telefonnummer der Angehörigen) ausgestattet ist. Ausserdem sollte immer eine Personenbeschreibung mit aktuellem Foto bereitgehalten werden. Dazu gehört z.B. Name, Vorname, Geburtsdatum, Grösse, Statur, Haarfarbe, Schnauz oder Bar oder Brille.

 

Wenn eine Person verschwindet, sollten sie Folgendes tun:

  • Ruhig bleiben. An Orten suchen, wo sich die Person zuletzt aufgehalten hat, zuerst im Haus, dann in der näheren Umgebung.
  • Hilfe holen und allenfalls Polizei informieren.

 

Wenn sie die Person finden, sollten sie bei der Wiederbegegnung Folgendes beachten:

  • Sich bewusst sein, dass die Person nicht absichtlich weggelaufen ist, dass auch für sie die Situation dramatisch war.
  • Freude zeigen
  • Ruhe vermitteln
  • Konfrontationen und körperlichen Zwang unterlassen.
  • Mit der weggelaufenen Person weiterlaufen und sie über einen Umweg zurück nach Hause führen.

 

Da die Betroffenen oft auch nachts herumwandern, ist die Betreuung sehr schwierig und anspruchvoll. Oftmals ist es für Angehörige kaum möglich eine solche Betreuung beinahe rund um die Uhr bereitzustellen. Folglich ist ein Heimeintritt bei dieser Symptomatik häufig unumgänglich.

 

Verwendete Quellen
Artikel "Herumwandern und Weglaufen" >>

Artikel "Unruhe, Ruhelosigkeit und Wandern" >>

 

Weiterführende Literatur
Erhältlich ab Juni 2010:
Marshall M. & Allan, K. (2010). Ich muss nach Hause. Bern: Hans Huber Verlag

 

Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz  in der stationären Altenhilfe >>

 

Weitere Informationen
Alzheimer- Telefon: 024 426 06 06 (Montag bis Freitag: 8-12 und 14-17 Uhr)

 

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