Neue Erkenntnisse zeigen, dass das Immunsystem von Kindern im Prinzip von der Geburt an in der Lage ist, auf eine Welt voller Antigene adäquat zu reagieren. Und je früher ein wirksamer Impfschutz aufgebaut werden kann, desto geringer ist das Risiko der Kinder, durch eine potenziell gefährliche Infektionskrankheit Schaden zu erleiden, betont die Impfexpertin Prof. Dr. Claire-Anne Siegrist, Direktorin des Center for Vaccinology and Neonatal Immunology an der Universität Genf, beim 2nd European Congress of Immunologie ECI 2009.
Viele Eltern würden die Impfung ihres Säuglings gern in ein höheres Lebensalter verschieben. Sie fürchten, dass das noch unreife Immunsystem des Kindes noch zu schwach und von der Impfung überfordert sein könnte. Kinderärzte dagegen bestehen auf einer möglichst frühzeitigen Impfung, insbesondere gegen die gefährlichsten Keime in diesem Alter, die beispielsweise Hirnhautentzündung oder Krupp-Husten hervorrufen. Bei diesen Erkrankungen drohen bleibende Schäden oder gar Todesfälle.
Sorge vor Überforderung des Immunsystems ist unbegründet
Während der ersten drei Monate sind die Säuglinge noch durch Antikörper geschützt, die aus dem Blut der Mutter stammen. Danach entsteht jedoch eine Lücke, die etwa bis zum 24. Lebensmonat reicht, in der sich das eigene Immunsystem erst voll entwickeln muss und die Kinder ganz besonders anfällig für Infektionen sind. Für diesen Zeitraum ist der Aufbau eines wirksamen Schutzes durch Impfungen von besonderer Bedeutung.
Neue Erkenntnisse zeigen, dass das Immunsystem von Neugeborenen bereits gut genug ausgestattet ist, um überschießende entzündliche Immunantworten zu vermeiden und adäquat auf die spezifische Stimulation durch eine Impfung zu reagieren. Bemerkenswerterweise entwickeln Säuglinge auch bei Vorhandensein mütterlicher Antikörper eigene zelluläre Immunantworten, die zum Schutz beitragen und nichts mit dem von der Mutter "geliehenen" Schutz zu tun haben. "Zwar sind die Antikörperantworten als wichtigster Träger des Impfschutzes bei sehr jungen Kindern noch schwächer als später im Leben", räumt Siegrist ein. "Diese Einschränkung kann jedoch durch entsprechende Anpassung von Impfstoff-Formel und -Dosis überwunden werden." Das Immungedächtnis, so die Expertin, funktioniert nämlich neuen Erkenntnissen zufolge von Geburt an sehr gut. Einmal etabliert, ermöglicht es auch sehr jungen Säuglingen eine schnelle und wirksame Abwehr von aggressiven Mikroben. Impfungen gegen die spezifischen Gefahren in diesem Alter sollten daher so früh wie möglich verabreicht werden. Die Sorge vor einer Überforderung des jungen Immunsystems ist unbegründet.
Meldung von Dr. Julia Rautenstrauch, Geschäftsstelle,
Deutsche Gesellschaft für Immunologie, vom 14.09.2009.