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Open Dialogue in sozialen Netzwerken - berufliche Identität und transdisziplinäre Zusammenarbeit

 

Transdisziplinäre Arbeit trägt zur Integration im Gesundheitssystem bei

 

Einführung
Die Studie evaluiert ein klinisches Pilotprojekt in Norwegen hinsichtlich zweier Aspekte:

  • Veränderungsprozesse, welche durch das Projekt bei den beteiligten Pflegenden, Ärztinnen, Sozialarbeitern, Lehrern und Psychologen ausgelöst werden
  • Auswirkungen der Zusammenarbeit auf das Selbstverständnis der Berufsgruppen.
    Die Studie untersucht ebenfalls, ob die Wirkung auf die Ratsuchenden mit der Intervention zusammenhängt.


Gemäss Bericht der WHO (2005) durchlaufen 25% der Bevölkerung mindestens einmal im Leben eine psychisch bedingte Störung. Diese ist häufig Folge oder Voraussetzung von Krankheit, Arbeitslosigkeit und/oder Diskriminierung. Sehr oft ist das soziale Netzwerk davon betroffen. Deshalb ist eine transdisziplinäre Zusammenarbeit aller involvierten Professionen und Institutionen nötig, wenn es um die Unterstützung der Betroffenen geht. Die dabei auftretenden Schwierigkeiten und Wirkungen zu definieren, ist Ziel des Pilotprojekts. Gemeinsam mit allen Beteiligten einschliesslich dem privaten Netzwerk sollen Herangehensweisen beobachtet und nach Möglichkeiten gesucht werden, Hemmschwellen sowohl innerhalb wie auch zwischen den Professionen zu identifizieren.


Ausgangspunkt der vorliegenden Evaluation war die Hypothese, dass es bei Unterstützungsangeboten, welche in Gegenwart des Ratsuchenden, dessen Netzwerk und der fallspezifischen Fachpersonen stattfinden, zu einem anderer Bezugssystem kommt, welches die berufliche Identität beeinflusst. Zudem wurde in Betracht gezogen, dass integrierte Pflege eine Herausforderung für die traditionellen Grenzen der Berufsausübung darstellt. Dies könnte dann zu wachsenden Spannungen zwischen den beteiligten Berufsgruppen führen.


Vorgehensweise und Methoden
Im Pilotversuch (Originaltitel: Project Joint Development) wurden 81 hilfesuchende junge Menschen (14 – 25 Jahre), die familiäre, schulische und/oder psychiatrisch relevante mentale Probleme hatten, von einem dem Einzelfall angemessen zusammengesetzten, interdiszplinären Team betreut (Netzwerktreffen). Bei dem auf die Zuweisung der Ratsuchenden folgenden Open Dialogue (Seikkula, J. & Samtaler, A., 2000), einer Form von Netzwerktherapie, wurden auch Personen aus dem privaten Netzwerk einbezogen.

Im Rahmen der vorliegenden Evaluation wurden bis zu drei Interviews mit einer Anzahl Ratsuchender durchgeführt, und zwar nach Kontaktaufnahme mit dem Pilotprojekt (37), während der Netzwerktreffen und nach deren Abschluss (17). Das Evaluationsteam protokollierte die Netzwerksitzungen.

Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die Methodik des Open Dialogues wurden die sozial Arbeitenden und die Lehrenden in eine Fokusgruppe, das ärztliche und pflegerische Personal in eine andere Fokusgruppe eingeteilt. Die Fokusgruppen wurden im Folgenden von den Autoren separat zu Gesprächen eingeladen, in welchen es um die beiden oben erwähnten Fragen ging. Diese Gespräche wurden von den Autoren aufgenommen und transkribiert.


Der Projektansatz mit Hilfe von Open Dialogue wird als transdisziplinär bezeichnet. Unter transdisziplinärem Team verstehen die Autoren "ein interdisziplinäres Team, dessen Mitglieder genügend Vertrauen und gegenseitige Zuversicht entwickelt haben, so dass die Grenzen der Disziplin überschritten und ganzheitlicher vorgegangen wird" (Holmesland, 2010). Dies stellt, verglichen mit interdisziplärer Zusammenarbeit, eine Vertiefung der Prozesse dar. Im Open Dialogue finden Aushandlungen und Entscheidungen gemeinsam mit den Ratsuchenden, ihrem sozialen Netzwerk und den fallspezifisch involvierten Fachpersonen statt.

Transdiziplinäre Zusammenarbeit wird charakterisiert als "kontext-sensitiv, eklektisch, vorübergehend und erfinderisch" (Holmesland, 2010).


Ergebnisse
Die erhobenen Daten zeigen, dass die Netzwerktreffen einen signifikanten Einfluss auf die Gesundheit der Ratsuchenden hatten.
Die Treffen der zwei Fokusgruppen zeitigten folgende Ergebnisse hinsichtlich Wandel des professionellen Selbstverständnisses: Die Gesundheitsberufe tendierten beim ersten Treffen zur Rollenerleichterung, indem sie ihre therapeutischen Fertigkeiten herunterspielten und nach berufsneutralen Begriffen suchten, um sich aufeinander beziehen zu können. Beim zweiten Treffen ging die Tendenz jedoch in Richtung Rollenexpansion.
Sie ermutigten die Ratsuchenden, eine Wahl zwischen erarbeiteten Vorgehensvarianten zu treffen. Dies stiess teilweise auf Widerstand bei Familien oder den Ratsuchenden selbst. Sie forderten Vorschriften und konkrete Schritte, da sie, besonders in Krisensituationen, berufsspezifische Stereotypen an die Fachleute herantrugen. Diese Forderungen wurden auch durchgehend von in interdisziplinärer Zusammenarbeit unerfahrenen Personen aufgestellt. Im zweiten Treffen fasste eine Teilnehmerin die berufliche Rolle folgendermassen zusammen: Wir sprechen viel mehr darüber, wie sich die Situation den Familien präsentiert, die Gespräche sind viel menschlicher, weil jeder mit seinen Erfahrungen beiträgt, ohne dass eine Zersplitterung durch Fachwissen stattfindet.

Im Gegensatz dazu hob die Fokusgruppe der Sozialarbeitenden und Lehrenden die führende Stellung des Ratsuchenden in der Kommunikation hervor. Diese Gruppe tendierte von Anfang an zur Rollenexpansion. Im zweiten Treffen sahen sie ihre Rolle darin, einen Reflexionsprozess zu ermöglichen, der es dem Ratsuchenden ermöglicht, die richtige Wahl zu treffen. Aus der Rolle des Vorgesetzten wird also eine des Mitarbeitenden.
Beide Gruppen fanden es einfacher, in die Helferrolle zu schlüpfen, als beratend zur Seite zu stehen.

Schwierigkeiten mit Stereotypen gab es über beide Treffen hinweg. Zwischen den Treffen entwickelten sich die beiden Gruppen auseinander, weil sie recht unterschiedliche Erfahrungen hinsichtlich Rollentransformation machten; dies trat als Rollenkonflikt zutage. Im zweiten Treffen tendierten aber beide Gruppen zur Rollenexpansion.


Hinsichtlich Zusammenarbeit weist die Gruppe der Gesundheitsberufe wachsende Unsicherheit auf, welche sich in Misstrauen gegenüber andern niederschlägt. Sie drängen die Mitglieder der andern Gruppe an den Rand. Die andere Gruppe sieht sich selbst auch am Rand und den Bereich Gesundheit als vorherrschendes Paradigma. Dies könnte gemäss den Autoren die Anpassung der beruflichen Identität an die Bedingungen transdisziplinärer Zusammenarbeit ernsthaft behindern.

Die Gruppe der Gesundheitsberufe diskutierte den Einfluss von Vertrauen auf die Zusammenarbeit. Die mit der Zeit veränderte Wahrnehmung fasst eine Teilnehmerin folgendermassen zusammen: "Anfangs sassen (…) die Berufe zusammen und jetzt sitzen einfach Personen zusammen und ich fühle, es ist meine (…) Gruppe. Man empfindet sich als verwundbar in der Gruppe, da die eigenen Gedankengänge angreifbar sind. Deshalb wird das gegenseitige Vertrauen so hoch gewichtet.

Einige Berufe waren laut den Autoren bis zum Schluss marginalisiert, indem man ihre Kompetenz anzweifelte. Daher fordern die Autoren eine erhöhte Bereitschaft zum Eklektizismus, um transdisziplinäre Prozesse zu ermöglichen.


Schlussfolgerungen
Insgesamt halten die Autoren fest, die Evaluation gebe Hinweise darauf, dass transdisziplinäre Arbeit geeignet sei, einen integrierten Ansatz des Gesundheitssystems generell zu fördern.
Transdisziplinäre Arbeit werde durch folgende Massnahmen gefördert:

  • Möglichkeiten für die diversen Fachpersonen schaffen, sich gegenseitig kennen zu lernen. Misstrauen trägt wesentlich zu einem Mangel an Kreativität und Flexibilität bei.
  • Wichtigkeit von Motivation und persönlichem Einsatz herausstreichen
  • Mitarbeitende mit einer Vorliebe für Zusammenarbeit sind zu fördern.
  • Augenmerk sollte auf kulturelle Barrieren innerhalb der verschiedenen Berufe sowie zwischen Berufen und Nicht-Berufsleuten liegen; diese tragen zu einer Verzögerung des Integrationsprozesses bei.

 

Zitierte Literatur

Holmesland, A., Seikkula, J., Nilsen, O., Hopfenbeck, M., Arnkil, T. Open Dialogues in social networks: professional identity and transdisciplinary collaboration. International Journal of Integrated Care, North America, 10, sep. 2010. Heruntergeladen am von 4.11.2010 - Link >>


Holmesland, A., Seikkula, J., Nilsen, O., Hopfenbeck, M., Arnkil, T.. Open Dialogues in social networks: professional identity and transdisciplinary collaboration. International Journal of Integrated Care, North America, 10, sep. 2010.

(1) zitiert nach: Seikkula J. Åpne Samtaler [Open Dialogues]. Oslo: Tano Aschehoug; 2000

(2) zitiert nach: van Manen M. Transdisciplinarity and the new production of knowledge. Qualitative Health Research 2001; 11(6):850-2


World Health Organization. Mental health: facing the challenges, building solutions. Report from the WHO European Ministerial Conference. Copenhagen, Denmark: WHO; 2005. [cited 3 August]. - Link >>

 

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