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Bericht von der 7. Internationalen Konferenz Pflege und Pflegewissenschaft - "Pflege - wozu und wohin?" vom 24. - 25. September 2009 im Universitätsklinikum Ulm

 

Zum 7. Mal fand diese Konferenz statt – und dies, laut Einladung der Veranstalter, vor dem Hintergrund gravierender Veränderungen und einer Krise des Gesundheits- und Sozialsystems.

 

Die Veranstalter des Kongresses sind Franz Wagner MSc, Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik und Markus Boucsein, in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Ulm, Pflegedirektorin Anna M. Eisenschink. Unterstützt werden sie von der B. Braun Stiftung und der Agnes Karll Gesellschaft für Gesundheitsförderung und Pflegeforschung gGmbH.

 

In der Kongress-Einladung ist weiter zu lesen:
"Der Vorrang von Kostenerwägungen vor den Versorgungsnotwendigkeiten bedroht die Qualität der Versorgung und Betreuung.
Pflegende in allen Bereichen stehen zunehmend unter Druck. Die Pflegewissenschaft muss Argumente und Antworten liefern auf drängende Fragen. Fragen der Versorgung und der Ökonomie erhalten in der Forschung einen größeren Stellenwert. Sie sind aber nicht zu beantworten, wenn der gesellschaftliche Auftrag an die Pflege nicht klar benannt werden kann.
Dazu gehören auch Konzepte wie das der Advanced Nursing Practice, mit dem neue Aufgaben und eine neue Rolle der Pflege umschrieben werden. Mit hoher Fachexpertise und einer größeren beruflichen Autonomie kann Pflege einen wichtigen Beitrag für mehr Lebensqualität und Gesundheit leisten."

Mit dem Kongressprogramm wollen sie den über 300 anwesenden Pflegenden aus Praxis, Management, Bildung und Wissenschaft eine Plattform für einen regen Austausch bieten.


Mit über 50 Vorträgen und einer großen Präsentation mit etwa 40 Postern ist dies auch klar gelungen.

 

AfghanistanZu Beginn des Kongresses wurde der deutsche Pflegepreis des Deutschen Pflegerates (DPR) verliehen. Dieser ging in diesem Jahr an die Dortmunder OP-Schwester Karla Schefter für das von ihr geleitete Krankenhausprojekt in Afghanistan. "In der durch Spenden finanzierten Klinik im Ort Chak, siebzig Kilometer südlich von Kabul, werden jedes Jahr 75.000 Patienten versorgt, kostenlos und unabhängig von Person, Krankheit, Verletzung oder Zugehörigkeit." (lesen Sie weiter bei Bibliomed >>)

 


 

Den ersten Hauptvortrag hielt Rebecca Spirig, PhD, RN von Universitätsspital und Universität Basel. Der Titel lautete: "Die Akademie-Praxis-Partnerschaft: Ein innovatives Modell, um die Praxis und Wissenschaft in der Pflege weiter zu entwickeln". Ihren sehr engagierten und lebendigen Vortrag stellte die Referentin in den Kontext der folgenden fünf treibenden Faktoren für die Entwicklung im Gesundheitswesen:

  • Bedürfnisse / Bedarf der Population
  • Personalbestand
  • Praxismuster
  • Ausbildung
  • Rechtlicher Rahmen

 

Sie erwähnte, dass man in der Schweiz noch im Pre-DRG-Zeitalter lebt und sich dessen glücklich schätzen kann. Andererseits ist die Pflege in der Schweiz aber immer noch als Hilfsberuf definiert. Die traditionellen Praxismuster müssen angepasst werden um Veränderungen herbeizuführen. Dazu müssen in Zukunft notwendige Kernkompetenzen vermittelt werden wir bspw. eine patientenzentrierte Behandlung und ein Verständnis von Qualitätsverbesserung.

 

Poster_Ulm_copy_1Eine der künftig notwendigen Kernkompetenzen auf die Spirig vertieft einging, ist die Fähigkeit Partnerschaften zu bilden.
Die komplexer gewordene Patientenversorgung, Lehre und Forschung und Ausbildung führt dazu, dass die verschiedenen Berufsgruppen enger zusammen arbeiten müssen. Aber auch mit allen Stakeholdern muss stärker kooperiert werden. Die entsprechenden Schlagworte sind "Networking", "Leadership" und "Vision".

Akademie-Praxis-Partnerschaften verbinden Lehre, Forschung und Entwicklung (klinisch). Erfahrungen dazu gibt es in den USA wo der Antrieb dazu, wie meistens, in Budgetkürzungen lag. Andere treibende Faktoren waren aber auch die Sicherung der Pflegearbeit, der Pflegeforschung und der wissensbasierten Pflegepraxis.
In Basel habe sich Pflegefachleute stark gemacht für ein universitäres Institut für Pflegewissenschaft. Heute gibt es dort Master- und Promotionsprogramme. Mit dem Universitätsspital Basel besteht eine Akademie-Praxis-Partnerschaft.

Eine Aussage auf die Spirig viel Wert legt ist diese: "Pflegeentwicklung muss Chefsache sein"!

Die Abteilung Klinische Wissenschaft die von der Referentin geleitet wird, ist im Universitätsspital Basel verantwortlich für die Sicherung einer qualitativ hochstehenden Pflege. Es arbeiten dort bereits zahlreiche Advanced Practice Nurses in verschiedensten Abteilungen. Eine der Erkenntnisse aus Basel ist, dass die Bedeutung der Führungspersonen nicht unterschätzt werden darf. Es wurden daher umfangreiche Weiterbildungen entwickelt für diese Personen.
Es wurden neue pflegegeleitete, multidisziplinäre Versorgungsmodelle geschaffen.

Die Veränderung der Pflegequalität wird nun in Basel kontinuierlich erhoben um belegen zu können, dass die veränderten Bedingungen positive Auswirkungen haben. Die Zufriedenheit mit Arbeitsstelle und Pflegeberuf ist, gmäss Befragung, vergleichsweise sehr hoch.

Die Referentin schloss ihren Vortrag mit der rhetorischen Frage ans Publikum ob Akademie-Praxis-Partnerschaften ein "nice-to-have" oder ein "must" sind.

 

Im weiteren Verlauf des Vormittags galt es sich nun zu entscheiden zwischen jeweils drei parallelen Blöcken mit freien Vorträgen.

 


Nach der Mittagspause folgte der zweite Hauptvortrag des Tages. Diesen hielt Prof. Dr. Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld. Sie sprach zu den " Anforderungen an die Ambulantisierung der Pflege".
Die Referentin zeigte anhand von Zahlen auf, wie sich der Prozess "ambulant vor stationär" in den Jahren 1991 - 2007 ausgewirkt hat. Die Verweildauer ist um 40,7% gesunken, allerdings ist auch die Fallzahl in der gleichen Zeit um 14,6% gewachsen.
Das Eintrittsalter in den Heimen ist stark gestiegen und viele Bewohner sterben heute innerhalb relativ kurzer Zeit nach Eintritt.
Im ambulanten Bereich haben sich die Zahlen in den letzten zwanzig Jahren fast verdoppelt. Sprunghaft angestiegen ist der Anteil der ambulanten Pflege. Im teilstationären Bereich wurde ebenfalls ein deutlicher Ausbau erreicht.
Mangels fehlender Planung läuft die Gesundheitspolitik der Entwicklung in der Ambulantisierung immer hinterher.

 

Poster DatenbankenBis 2050 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen auf 4.35 Mio. verdoppeln. Eine zentrale Herausforderung sieht die Referentin hier in der Prävention von Pflegebedürftigkeit. Hierin liegt eine genuine Pflegeaufgabe. Allerdings wird das Thema derzeit v.a. von anderen Berufsgruppen besetzt. Hier fehlt es klar an pflegewissenschaftlicher Präventionsforschung.
Schaeffer mahnte neue Modelle bei der qualitativen Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung der ambulanten Pflege an. Die Angebote der ambulanten Pflegedienste gleichen sich und werden den vielen unterschiedlichen Nutzergruppen mit einer großen Bandbreite an Bedarf nicht gerecht.
Es gibt in Deutschland die Möglichkeit umfassendere Pflegedienste anzubieten, es fehlt aber noch an den entsprechenden Aktivitäten.


Die Angehörigen der Pflegebedürftigen müssen von allen an der Pflege und Betreuung beteiligten Professionen viel stärker berücksichtigt und einbezogen werden. Sie spielen eine extrem wichtige Rolle und es ist dringend notwendig eine bessere Integration zu erreichen.

 

Technologische Angebote wie z. B. Telemonitoring werden in Zukunft vermehrt eingesetzt und die Pflege muss sich stärker damit auseinander setzen.


Vernachlässigt wird das Thema der Gesunderhaltung von pflegenden Angehörigen, außerdem werden Angehörige von Pflegenden zu sehr als homogene Gruppe gesehen. In Wirklichkeit sind sie das in keiner Weise.

Die Möglichkeit sich bei der integrierten Versorgung einzubringen, wird von der Pflege noch sehr verhalten genutzt. Hier sind wir gefordert aktiver zu werden. Angebote von pflegerischen Versorgungszentren, wie sie im Ausland zum Teil bereits existieren, sollten möglichst bald auch in Deutschland geschaffen werden.

Moderatorin_Referentin

 


 

Der erste Hauptvortrag des zweiten Tages wurde von Fr. Mag. Marianne Kriegl vom Institut für Gesundheitswissenschaften an der IMC Fachhochschule Krems gehalten. Der Titel lautete "Advanced Nursing Practice - eine Chance für die Professionalisierung in der Pflege"

Die Referentin sieht den Begriff ANP als Sammelbegriff für viele Bezeichnungen bei denen es hauptsächlich darum geht, dass es sich um akademisch gebildete Pflegekräfte handelt die autonom arbeiten, über Expertenwissen verfügen und auch entsprechende Handlungs- und Entscheidungskompetenzen haben.


In Krems wird ANP im Bachelorprogramm angeboten, dies im Bewusstsein, dass in den meisten Ländern hierfür Masterstudiengänge üblich sind. Dies liegt daran, dass sich die Bildungssystemen unterscheiden und in vielen Ländern der Bachelor als Grundausbildung gilt.

 

Als Beweggründe für ANP nennt Kriegl u.a. die mangelnde Professionalisierung durch eine unzureichende Umsetzung des Berufsrechts. Sie ist der Ansicht, dass die Verantwortung die der Pflege durch das Gesetz gegeben ist, bisher nicht wirklich übernommen wurde.
In Österreich identifiziert die Referentin spezifischen Handlungsbedarf auf verschiedenen Gebieten. So ist bspw. der Anteil rauchender Frauen im europäischen Vergleich sehr hoch, ebenso die Mortalitätsrate von Diabetikern. U.a. im Präventionsbereich bietet sich also ein weites Tätigkeitsfeld.

 

Die Zielgruppe für den Bachelor sind diplomierte Pflegepersonen denen 30 ECTS Punkte für die Berufsausbildung angerechnet werden, so dass für die 180 für einen Bachelor notwendigen ECTS Punkte noch 5 Semester à 30 ECTS geleistet werden müssen. Diese werden berufsbegleitend absolviert.
Die Referentin stellte kurz die wichtigsten Inhalte und Tätigkeitsfelder von ANP dar und ging auf Evaluation, Bedarfsanalyse und weitere Planungen ein.


In 15 Jahren soll die Umsetzung der Erstausbildung im tertiären Bildungsbereich in Österreich erfolgt sein. R. Spirig plädiert im Anschluss an den Vortrag dafür, den Begriff ANP konsistent für eine Ausbildung auf Masterebene zu benutzen. Kriegl ist damit einverstanden, allerdings braucht Österreich noch eine Weile um die gesamte Bildung auf das entsprechende Niveau anzuheben.

Poster_IIDie Anwesenden verteilten sich nach diesem Vortrag wieder auf die drei Parallelveranstaltungen. Vor der Mittagspause fand die Preisverleihung für die besten Poster statt.

 


 

Der letzte Hauptvortrag des Kongresses befasste sich mit "Personalabbau und Personalbedarfsermittlung - Bisherige Entwicklungen, aktuelle Trends und zukünftige Anforderungen". Gehalten wurde er von Prof. Dr. Michael Simon von der Fachhochschule Hannover.
Prof. Simon gliederte seinen Vortrag in drei Teile: Stellenabbau im Pflegedienst der Krankenhäuser, Ansätze zur Veränderung und Fazit.
Zur Ausgangslage präsentierte er zunächst einige Eckdaten zu Stellenabbau, Fallzahlerhöhung und steigendem Anteil älterer Patienten. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Patienten sind in Deutschland noch nicht umfassend untersucht. Es gibt aber systematische Übersichtsarbeiten aus anderen Ländern.

Was hingegen bekannt ist sind die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Pflegekräfte.

 

Ursachen für den Stellenabbau sind in Budgetdeckelungen und -kürzungen zu suchen, in der Einführung des DRG-Systems und in internen Umverteilungen zu Lasten der Pflege.


Ansätze zur Veränderung sieht der Referent beim Pflege-Förderprogramm, der Abbildung der Pflege im DRG-System und der Vorgabe von Personalbesetzungsstandards. Das Förderprogramm hat einige Schönheitsfehler, so wird es bspw. nicht voll finanziert sondern nur zu 90% und es sieht eine ungenügende Anzahl an neu zu schaffender Stellen vor.
Die bessere Abbildung der Pflege in den DRG geschieht anhand des Operationen- und Prozedurenschlüssels OPS (Link zum OPS beim DIMDI >>). Auch hier sind Schwachstellen auszumachen. So ist z.B. nicht sicher gestellt, dass die Mehrerlöse dann tatsächlich für die Pflege eingesetzt werden.
Zum allgemeinen Vorteil sollten Personalbesetzungsstandards den Krankenhäusern von aussen vorgegeben werden, wobei eine laufende Überprüfung der Einhaltung dieser Standards wichtig wäre.

 


Insgesamt war die Tagung sehr interessant und zeigte eindrücklich, was sich in der Pflegewissenschaft an vielen Orten mittlerweile tut. Die grosse Anzahl an Postern gab einen guten Eindruck davon, womit sich Pflegefachleute und -wissenschaftlerInnen in Institutionen und an Hochschulen beschäftigen.

Sie finden die Abstracts und Präsentationen hier >>

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