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Borderline-Störungen
Sechs Prozent aller Jugendlichen in Deutschland betroffen

Grundlagenforscher, Therapie-Entwickler und klinisch tätige Psychotherapeuten sprachen im Rahmen des 1. Internationalen Kongresses zur Borderline-Persönlichkeitsstörung vom 1. bis zum 3. Juli 2010 in Berlin über die neuesten Entwicklungen zum Thema.

 

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine schwerwiegende psychische Störung mit Beginn in der Adoleszenz, deren Bedeutung für das Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie erst in den letzten Jahren erkannt wurde: Etwa sechs Prozent der jugendlichen 15 Jährigen fügen sich heute in Deutschland regelhaft Selbstverletzungen zu, quälen sich mit Selbstmordgedanken und nehmen Drogen, um sich zu beruhigen. Die wenigsten suchen professionelle Hilfe und viele dieser Betroffenen entwickeln im weiteren Verlauf das Vollbild einer Borderline-Störung:

  • intensive Gefühlsschwankungen,
  • schwere Störungen des Selbstwerts, mit intensivem Hass gegen sich selbst und den eigenen Körper
  • große Schwierigkeiten, Beziehungen einzugehen und alleine zu sein,
  • chronische Selbstverletzungen, Suizidversuche, Drogeneinnahme und Essstörungen.


Die meisten der Betroffenen haben Schwierigkeiten, die Berufsausbildung abzuschließen und viele verbringen wertvolle Jahre ihres Lebens in psychiatrischen Kliniken. Erst gegen das vierzigste Lebensjahr beruhigen sich die heftigen Gefühlsstürme und die Intensität der Störung nimmt langsam ab.


Obgleich in Deutschland jährlich etwa vier Milliarden Euro für die stationäre Behandlung der Borderline-Störung ausgegeben werden (15 Prozent der gesamten Kosten für psychische Störungen), wusste man lange Zeit nur wenig über das häufige Störungsbild. In den letzten zehn Jahren hat sich der Wissensstand jedoch deutlich verbessert.


Kaum eine psychische Störung verzeichnet einen so enormen Zuwachs an Wissen wie die Borderline-Störung. So weiß man heute, dass zentrale Prozesse der Emotionsregulation, das heißt hemmende Verbindungen zwischen vorderen Hirnarealen und den Zentren der emotionalen Verarbeitung gestört sind. Daher erfahren die Betroffenen nahezu alle Gefühle deutlich intensiver, stürmischer und anhaltender als Gesunde. Die Betroffenen erleben sich als Opfer dieser heftigen Emotionen und entwickeln oft schädliche Methoden wie Selbstverletzungen, nur um sich kurzfristig zu beruhigen. Bisweilen sind die Emotionen so stark, dass jedes Gefühl für den eigenen Körper verschwindet, die Wahrnehmung der Realität sich auflöst, und die Welt nur noch wie im Nebel wahrgenommen wird, oder man sich außerhalb des eigenen Körpers wähnt.


Auch bezüglich der Ursachen der Störung ist die Forschung ein Stück weiter: Über 60 Prozent der Betroffenen berichten über schweren sexuellen Missbrauch in der Kindheit – insbesondere im engeren Familiensystem. Damit ist die Borderline-Störung sicherlich die schwerwiegendste Folge von lang anhaltendem chronischen Missbrauch und Vernachlässigung. Auch die Veränderungen in der Struktur des Gehirns lassen sich heute auf frühe Gewalterfahrungen zurückführen. Es ist jedoch wichtig darauf hinzuweisen, dass sexueller Missbrauch alleine keine ausreichende Erklärung für die Entwicklung dieser Störung darstellt. In der Regel kommen genetische Risikofaktoren hinzu, die jedoch noch der Aufklärung bedürfen. Zudem entwickeln immerhin 40 Prozent diese Störung, ohne dass sexueller Missbrauch in der Kindheit eine wesentliche Rolle spielt und eine ursächliche Zuweisung würde sicherlich viele betroffenen Familien in ein falsches Licht setzen. Auch die Eltern der Betroffenen leiden erheblich unter den Gefühlsstürmen und Suizidversuchen ihrer Borderline-Kinder und benötigen dringend Unterstützung.


Auch die Behandlung der Störung hat in den letzten Jahren große Fortschritte erbracht. Mit der sog. Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT) wurde erstmals eine störungsspezifische Verhaltenstherapie entwickelt, die sich mittlerweile in mehreren großen randomisierten Studien als wirksam erwiesen hat. Mittlerweile wurden in Deutschland an psychiatrischen Fachkliniken über 30 hoch spezialisierte Behandlungseinheiten etabliert, die nach diesem Konzept arbeiten. Die ambulante Versorgung ist allerdings immer noch völlig unzureichend. Es gibt zu wenig ausgebildete Therapeuten und die Kassen haben oft Schwierigkeiten, Therapien zu finanzieren, die über die Dauer eines Jahres hinaus nötig sind. So erhält nur etwa eine von tausend Betroffenen wirksame ambulante Behandlung. Die Folgen sind für die Betroffenen oft verheerend. Der Dachverband der Dialektisch-Behavioralen Therapie e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sind sich einig, dass hier dringend Handlungsbedarf besteht.

Informationen zum Dachverband Dialektisch-Behaviorale Therapie e.V. (DGT) >>


Informationen zur Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) >>

Meldung von Thomas Nesseler, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) vom 1.07.2010.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft idw

Veröffentlicht: 2010-07-08

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