Die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe schreitet voran, es mangelt jedoch in der Forschung an einem Zusammenwirken der medizinischen Berufe – gerade im Hinblick auf -integrative Versorgungskonzepte zum Nutzen der Patienten.
Die Ausbildung in Gesundheitsfachberufen, die in Deutschland bisher traditionell in Fachschulen erfolgte, entwickelt sich zunehmend in Richtung akademischer Studiengänge. Mitte letzten Jahres hat der Bundestag mit einer Novellierung der Berufsgesetze für die therapeutischen Gesundheitsfachberufe und das Hebammenwesen eine weitere Öffnung zu akademischen Ausbildungsgängen in diesen Berufen geschaffen – eine Öffnung, die es für Pflegestudiengänge schon seit dem Jahr 2003 gibt.
Bereits in den 70er Jahren wurden in der Bundesrepublik Deutschland die ersten Pflegestudiengänge eingeführt. Zunächst gab es primär funktionsbezogene Studiengänge, wie Pflegemanagement und Pflegepädagogik. Heute werden darüber hinaus auch fachlich breiter ausgerichtete Studiengänge in Pflegewissenschaft angeboten. Inzwischen gibt es mehr als 50 Studiengänge in der Pflege, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten oder an unterschiedlichen Standorten angeboten werden.
Seit Ende der 90er Jahre haben sich zunehmend auch Studiengänge in den therapeutischen Gesundheitsfachberufen entwickelt. Heute gibt es für die Physiotherapie 14, für die Logopädie neun und für die Ergotherapie acht Studienangebote für ein grundständiges Studium an Hochschulen, das zumeist mit einem Bachelor abgeschlossen wird. Hinzu kommen noch weiterführende Studienangebote, die zu einem Masterabschluss führen. Weitere Studienangebote sind für die therapeutischen Fachberufe in der Planung. Seit 2008 bestehen auch ein grundständiger und seit 2009 ein weiterführender Studiengang im Fach Hebammenwissenschaft. Für dieses Fach gibt es ebenfalls Vorbereitungen für weitere Studienangebote.
Anforderungen an die Fachberufe nehmen zu
In Diskussionen und Stellungnahmen anderer Berufsverbände zeigt sich, dass es auch dort Bestrebungen gibt, die neben beziehungsweise ergänzend zu den Fachschulausbildungen akademische Ausbildungsgänge befürworten und für entsprechende Änderungen in den Berufsgesetzen eintreten.
Für die Ergänzung der Fachausbildung durch akademische Studiengänge oder den Ersatz der Fachausbildung durch ein Studium werden vor allem folgende Gründe genannt:
Die Anforderungen an die Gesundheitsfachberufe wachsen, weil
- sich die Krankheitsspektren wandeln
- die Anforderungen insbesondere in Richtung Qualität und Evidenzbasierung zunehmen
- die Entwicklungen und Spezialisierungen im arbeitsteiligen Versorgungssystem neue Qualitäten in der Zusammenarbeit erfordern
- die Wissenschafts- und Technikentwicklungen in den Basisdisziplinen entsprechende Entwicklungsschritte in Theorie und Praxis der Gesundheitsfachberufe herausfordern.
In vielen anderen europäischen und außereuropäischen Ländern ist eine akademische Ausbildung in vielen Gesundheitsfachberufen gängige Praxis. Die deutschen Fachschulabschlüsse erweisen sich gegenüber diesen ausländischen akademischen Abschlüssen als ein Hindernis für eine internationale Zusammenarbeit und für eine berufliche Mobilität, die auf die Erlangung von Auslandserfahrungen oder auf eine Berufsausübung im Ausland gerichtet ist. Auch die Einwerbung von Drittmitteln in der Europäischen Union ist ohne Bezug zu einer Hochschule in der Regel nicht möglich.
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