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Substanzen mit besonderer Wirkung

 

Die Nährstoffe Eiweiss, Kohlenhydrate und Fett sind bekannt. Doch in Lebensmitteln gibt es noch viel mehr Inhaltsstoffe.

 

Neben Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen gibt es noch weitere Substanzen, die in noch viel geringeren Mengen in Lebensmitteln vorkommen. Darunter fallen zum Beispiel Antioxidantien, Flavonoide, Phytoöstrogene und viele mehr.

Ein Nahrungsmittel besteht aus zahlreichen Substanzen, von denen einige in ihrer Wirkung noch unbekannt sind. Von einzelnen wurde die Wirkung erforscht und so werden gewisse Lebensmittel in der modernen Ernährungsberatung gezielt eingesetzt. Dabei werden auch Erkenntnisse aus dem alten Wissen von Nahrung als Medizin berücksichtigt. Sehr oft besitzt nur das komplette Nahrungsmittel diese ganz spezielle Wirkung, während einzelne Bestandteile isoliert völlig anders oder gar nicht reagieren würden. Es ist deshalb von grosser Bedeutung, die gesundheitsfördernden Stoffe in ihrem natürlichen Vorkommen, also mit dem Nahrungsmittel in dem sie enthalten sind, zu sich zu nehmen. Die Substanzen in Pillenform scheinen oft nicht den gleichen Effekt zu haben oder sogar ganz wirkungslos zu sein. Doch wie genau wirken diese Substanzen?

 

Allium-Verbindungen

Knoblauch und Zwiebeln sind reich an Schwefelverbindungen, zum Beispiel dem Alliin. Diese verändern ihre Gestalt und somit auch ihre Wirkung beim Aufschneiden oder Kauen, das heisst bei Zufuhr von Sauerstoff. Die veränderten Stoffe, zum Beispiel in Form von Allicin, sollen die Blutgerinnung senken. Genauer verhindert das Allicin das Zusammenklumpen der Blutplättchen und kann so Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Bei Tierversuchen konnte sogar das Krebsrisiko gesenkt werden. Ebenfalls Schnittlauch und Lauch enthalten diese Substanzen, jedoch in viel geringerer Konzentration. Da die Stoffe flüchtig sind und durch lange Verarbeitung oder Lagerung verloren gehen, ist es nicht klar, ob sie auch noch in Zwiebel- und Knoblauchfertigprodukten oder Pillen enthalten sind. Knoblauch ist zudem reich an Selen und soll antibakteriell und entzündungshemmend wirken.


Antioxidantien

Oxidation, also die Anlagerung von Sauerstoff, geschieht überall in der Natur. Auch in unserem Körper kommt es zu Oxidationswirkungen, welche Oxidationsnebenprodukte bilden. Dabei werden ungebundene Sauerstoffmoleküle aufgenommen und eine gewebsschädigende Kettenreaktion wird ausgelöst. Sind zu wenig Antioxidantien vorhanden welche diesen Prozess stoppen, können sich diese sogenannten freien Radikale anreichern und das Immunsystem extrem belasten. Vor allem Raucher nehmen vermehrt freie Radikale durch den Tabakrauch auf. Doch auch durch Luftschadstoffe, Alkohol, Medikamente, Ozon und Smog, Radio- und Chemotherapie und ionisierende Strahlungen (Fernseher, Computer, UV-Strahlung, etc.) wird die Bildung von freien Radikalen gefördert. Einige Studien beweisen, dass Menschen, die viel antioxidantienreiche Nahrungsmittel essen, seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Katarakten und einigen Krebsarten erkranken. Weitere evidenzbasierte Studien zu diesem Thema müssen aber noch durchgeführt werden, um die zahlreichen Wirkungen der Antioxidantien genauer beschreiben zu können.

Wichtige Antioxidantien sind Vitamin E, A, K und C, mehrere Carotine und Selen. Doch auch viele Flavonoide besitzen antioxidative Eigenschaften. Vor allem bei den Antioxidantien gilt, sie in natürlicher Form, zusammen mit dem Nahrungsmittel aufzunehmen. Die Wirkung von Antioxidantien in Pillenform scheint nicht gewährleistet. Vor allem rote und grüne Gemüse und Früchte enthalten reichlich Beta-Carotin, Vitamin C und E. Dazu gehören zum Beispiel die Peperoni, Süsskartoffeln, Karotten, Orangen, Brokkoli und viele mehr. Vitamin C ist in fast allen Früchten und Gemüse enthalten, Vitamin E vor allem in Leinsamen, Walnussöl und Nüssen. Vitamin A findet man in Karotten, Spinat, Honigmelone, Leber und vielen weiteren Lebensmitteln. Vitamin K ist vor allem in Spinat, Rosenkohl, Weizenkeimen und Kopfsalat enthalten, Selen findet sich vor allem in Steinpilzen, Paranüssen, Fisch und Leber. Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung reich an Früchten und Gemüse stellt eine Versorgung mit Antioxidantien sicher.

 

Verdauungshilfen

Vor allem Bitterstoffe in pflanzlichen Produkten stimulieren die Sekretion der Verdauungssäfte und fördern somit die Verdauung. Durch Aperitifs wie Tonic-Water oder Wermuth wird also tatsächlich die Verdauung angeregt. Durch diese Anregung verbessert sich zudem die Aufnahme von Nährstoffen im Darm. Neben den oben erwähnten Getränken, gelten auch Artischocken und einige bittere Salate wie Chicorée und Endiviensalat als verdauungsfördernd. Weitere, nicht bitter schmeckende Verdauungsstimulanzien sind in Ingwer, Chili, Senfölpflanzen (grüner Senf, Brunnenkresse, Meerrettich) Fenchel, Sellerie, Petersilie und Kohl enthalten.

 

Flavonoide

Der Name Flavonoide leitet sich aus dem Lateinischen flavus (gelb) ab. Viele dieser Substanzen besitzen diese Farbe. Es gibt über 4000 Flavonoide oder Polyphenole. Sie werden in Flavone, Flavonole, Katechine, Tannine, Isoflavone und Anthocyanine untereilt. Es wird angenommen, dass jedes Lebensmittel ein breites Spektrum an verschiedenen Flavonoiden enthält. Aus Zitrusfrüchten konnten alleine vierzig verschiedene Flavonoide isoliert werden. In Labortests konnte ein breites Wirkungsspektrum von einzelnen Flavonoiden aufgezeigt werden: antioxidativ, antiviral, antibakteriell und anti-inflammatorisch. Nicht klar ist jedoch, wie viel der Stoffe tatsächlich vom Körper resorbiert werden können und wie genau sie im Körper wirken. Jedoch gibt es Anhaltspunkte, dass einige Flavonoide eine bedeutsame Wirkung auf die Gesundheit haben können. Zum Beispiel wurde dem Quercetin eine Risikosenkung für Herzerkrankungen und Schlaganfall zugesprochen. Reich an Quercetin sind zum Beispiel Zwiebeln, Tee, Rotwein und Äpfel.

Da Flavonoide in fast allen Lebensmitteln enthalten sind, müssen sie mit der Ernährung nicht speziell zugeführt werden. Jedoch kann auf weitere Studien gehofft werden, welche die isolierte Wirkung von bestimmten Flavonoiden auf unsere Gesundheit untersuchen. Dadurch könnte man in der Zukunft vielleicht einzelne Substanzen gezielt einsetzen.

 

Nützliche Mikroflora

Probiotikas fördern die natürliche Mikroflora des Darms, welche als Krankheitsabwehr dienen. Der Darm, vor allem der Dickdarm, ist stark von zahlreichen Bakterien besiedelt, die aber keinesfalls schädlich oder krankheitserregend für den Körper wirken. Sie sind sehr wichtig, da sie beim Abbau von unverdaulichen Nahrungsbestandteilen mithelfen und eine zentrale Rolle im Immunsystem einnehmen. Lange glaubte man, dass das Essen von solchen Bakterienstämmen, in zum Beispiel Joghurt, überflüssig sei, da die Bakterien durch die Magensäure zersetzt und somit abgetötet würden. Neue Untersuchungen zeigen aber, dass einige Bakterien die Verdauung überleben. Solche Bakterienstämme (Probiotika) sind Lactobacillus acidophilus, Bulgaricus und Bifidobakterien. Sie kommen vor allem in lebenden Joghurtkulturen und in Sauerkraut vor. Sogenannte Präbiotika sind Lebensmittel, welche das Wachstum der gesunden Darmflora fördern. Dazu gehören unverdauliche Kohlenhydrate (unlösliche Nahrungsfasern).

Die Zufuhr von pro- und präbiotischen Lebensmitteln, vor allem in Form von Joghurt, kann somit nützlich für die Gesundheit sein. Pro Tag werden drei Portionen Milch- und Milchprodukte empfohlen. Wird eine dieser Portion in Form von pro- und präbiotischen Joghurts aufgenommen, kann die Verdauung gefördert und das Immunsystem gestärkt werden.

 

Glukosinolate

Dabei handelt es sich um Schwefelverbindungen, welche vor allem in Kohl, Brokkoli und anderen Kruziferengemüsen vorkommen. Durch Schneiden oder Kauen der Zellwände bilden sich sogenannte Isothiocyanate und Indole, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben sollen. Sie sollen das Risiko für Krebserkrankungen senken. Leider gibt es zurzeit noch wenige Studien und Forschungsergebnisse rund um die Glukosinolate. Jedoch sollte Gemüse wie Brokkoli und Kohl sowieso öfters in den Speiseplan eingebaut werden. Nicht zuletzt wegen ihrer hohen Menge an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

 

Phytoöstrogene

Dies sind Stoffe, die im Körper ähnlich wirken wie das weibliche Hormon Östrogen. Diese Stoffe sind in verschiedenen Samen, Körnern, Gemüse und Früchten enthalten. Phytoöstrogene wirken im Körper ähnlich wie Östrogen, weil deren Struktur sehr ähnlich ist. Dadurch können sie an den gleichen Rezeptoren andocken, an die auch das körpereigene Östrogen knüpft. Hauptquelle stellen Sojabohnen, Leinsamen, Fenchel, Vollweizen und Hülsenfrüchte dar. Phytoöstrogene wirken 500-1000 Mal schwächer als körpereigenes oder synthetisches Östrogen. Die Wirkung ist in der Ernährungswissenschaft sehr umstritten. Grund dafür ist die Tatsache, dass ein Überschuss an Östrogen mit Unfruchtbarkeit und einem erhöhten Brustkrebsrisiko einhergeht. Doch auch diese Erkenntnisse sind stark umstritten, da in China, wo sehr viel Sojabohnen und Sojaprodukte gegessen werden, die Brustkrebs- und Prostatakrebsrate viel tiefer ist als bei uns. Pflanzliche Phytoöstrogene werden vor allem bei Frauen mit Wechseljahrbeschwerden zur Symptomlinderung  (z.B. Abschwächung von Hitzewellen) eingesetzt. Neben dieser positiven Wirkung werden den Phytoöstrogenen auch weitere Wirkungen zugeschrieben. Dazu gehören Vorbeugung von Osteoporose, Arteriosklerose, Brustkrebsrisiko und Krebsrisiko allgemein.

 

Quellen:

Medizininfor; Phytoöstrogene in der Nahrung >>

 

Bild der Wissenschaft; Gesund gequetscht >>


Polunin, M. (2010). Die 50 besten Lebensmittel für Ihre Gesundheit. Renningen: Garant Verlag
 

 

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